10 Tipps zum Umgang mit sterbenden Menschen im Pflegeheim

1. Zeigen Sie Wertschätzung für das gelebte Leben Ihres Gegenübers

Lassen Sie Ihren Angehörigen von wichtigen Erlebnissen aus seinem Leben erzählen. Auch wenn eine Geschichte öfter vorkommt- geben Sie ihr den Wert, den Sie für die Person hat, die sie erzählt.

Stellen Sie Fragen und zeigen Sie ehrliches Interesse an der Lebensfülle und -erfahrung Ihres Gegenübers.

2. Beschämen Sie den alten Menschen nicht!

Nehmen Sie hin, dass Ihr Gegenüber nicht mehr so schnell denken kann, das gleiche öfter erzählt, weil es für sie/ihn jetzt gerade so wichtig ist. Mit gezielten Fragen kann man das Gespräch meist auf ein anderes Thema lenken.

Korrigieren Sie Ausagen nicht, wenn es nicht zwingend notwendig ist, sondern übergehen Sie sie einfach.

3. Es ist normal, dass Essen und Trinken in der allerletzten Phase des Lebens eingestellt werden .

Der Körper eines hochbetagten Menschen stellt seine Tätigkeit langsam ein. Die Organe hören langsam auf zu arbeiten. Das kann auch über Wochen gehen. Nicht mehr essen und trinken ist eine Antwort des Körpers auf diesen Prozess und eine zwanghafte Zufuhr von Nahrung und zu viel Flüssigkeit kann den Körper unnötig belasten und unangenehme Reaktionen hervorrufen.

4. Schaffen Sie eine wohltuende Atmosphäre im Raum!

Das Wohl liegt oft einfach im Sein, nicht in der Tat!

Achten Sie auf eine ruhige Umgebung im Raum.

Wenn die Person nicht mehr ansprechbar ist, ist es sinnvoll non-verbale Kommunikation anzubieten:
sanfte Musik oder noch besser selbst etwas vorsingen (ein Lieblingslied)
etwas vorlesen (z.B ein schönes Märchen oder Gedicht, das tröstliche Bilder beschreibt)
eventuell die Hände mit einer Creme oder Duftölen (mag nicht jeder!) salben
Mundpflege (den Mund feucht halten gegen das Durstgefühl): mit einem feuchten Waschlappen oder professionellen Sticks

Auf keine Fall: laute Musik aus dem Radio, lautes Gerede über Unwichtiges, Streit!

5. Zeigen Sie Ihr "hörendes Herz"!

Sie verlieren einen lieben Menschen, aber der Sterbende verliert seine ganze Welt.

Hören Sie hin oder spüren Sie hin, wenn der Mensch nicht mehr sprechen kann: was brauchst du jetzt von mir. Haben Sie Achtung vor seinen Bedürfnissen und drängen sie ihm nicht gut gemeinte Hilfsangebote auf.

Hinhören, was die Person jetzt braucht, statt verändern wollen, was jetzt geschieht.

6. Bitten Sie um Hilfe, wenn Sie nicht mehr können!

Das Sterben eines lieben Menschen ist auch für die Begleitenden eine Ausmahmesituation. Es ist wichtig auch auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten und sich eine Auszeit zu nehmen oder auch einmal aus dem Raum zu gehen, wenn man Zeit für sich und seine intensiven Gefühle braucht.

7. Begleiten Sie einen sterbenden Menschen nur noch palliativ!

Palliative Begleitung bedeute, den sterbenden Menschen in einen umsorgenden Mantel zu hüllen, der ihn möglichst wenig belastet und möglichst viel Erleichterung in seinen letzten Tagen gibt. Dabei werden alle unnötigen, anstrengenden Massnahmen eingestellt. Besprechen Sie mit dem medizinisch ausgebildeten Personal welche Medikamente jetzt noch nötig sind (z.B eine gute Schmerzmedikation) und welche pflegerischen Maßnahmen nicht mehr nötig sind und eingestellt werden könnten (z.B. Ganzkörperbad).

8. Wer Gott nennt, braucht nicht Gott sein

Wenn Sie selbst an Gott glauben können, dann bieten Sie dem Menschen ein gemeinsames Gebet oder Ihren Segen an. Wenn sie oder er das möchte, dann machen Sie ein einfaches Zeichen des Segens auf die Stirn, begleitet von der Bitte an Gott, dass er jetzt diesen Menschen begleiten und Trost schenken möge.

9. Jeder soll so sterben können, wie er es möchte.

Manche möchten dabei nicht alleine sein, andere wollen ihren letzten Weg lieber allein gehen. Spüren Sie hin, was der Betreffende möchte und drängen Sie der Person nicht ihre Wünsche und Vorstellungen von einem guten Sterben auf.

10. Gehen Sie auch nach dem Tod achtsam mit dem Verstorbenen um!

Niemand muss jetzt mehr in Hektik oder Aktivität verfallen. Abschied braucht seine Zeit. Achten Sie darauf, dass Sie sich noch gut verabschieden können. Bitten Sie das Personal um Unterstützung dabei.